„Wir brauchen wieder mehr europäischen Mumm!“ Nur ein einiges Europa könne die Herausforderungen aus den USA, Russland und China bestehen. Dieses Plädoyer hielt Dr. Klaus Löffler auf der Veranstaltung von CDU und Junger Union Rottweil zum Thema „Abwickeln oder anpacken – was geht noch in Europa?“

Der Jurist arbeitete fast sein gesamtes Berufsleben in der Verwaltung des Europäischen Parlaments, unter anderem als Leiter des Besuchsdienstes mit einem Mitarbeiterstab, in dem alle (noch) 28 Mitgliedsstaaten vertreten waren. So habe man in den informellen Gesprächen am Kantinentisch vieles über die unterschiedlichen Auffassungen in den einzelnen Ländern erfahren können.

Vor diesem Hintergrund bewertete Löffler die Einigung auf dem EU-Gipfel zur Asylproblematik Ende Juni sehr positiv. Deren Kernbotschaft laute: Es wird nur das gemacht, was gemeinsam beschlossen ist. Damit habe man eine Linie wieder gefunden, die durch das weitgehend unabgestimmte Vorgehen der Kanzlerin im Jahr 2015 verlassen worden sei, was in fast allen Mitgliedstaaten Kritik hervorgerufen habe. Auch die dringende Bekämpfung der Fluchtursachen könne nur im Schulterschluss der EU-Mitglieder erfolgreich sein.

Seine europäische Prägung führte Löffler nicht zuletzt auf den Unterricht am Albertus-Magnus-Gymnasium in Rottweil zurück, wo der damalige Schulleiter Oskar Flemming im Geschichtsunterricht für Europa motiviert habe.

In die Veranstaltung brachte sich auch Alexandra Sauter aus Bärenthal ein, die auf Vorschlag der Jungen Union als Kandidatin für die Europawahl am 26. Mai 2019 nominiert wurde und auf der CDU-Landesliste den Platz 17 inne hat. Ihre Motivation sei, nach dem Motto „Europa ist unsere Zukunft“ ein Europa mitzugestalten, „in dem wir gerne leben wollen“. Gerade weil für junge Menschen beispielsweise offene Grenzen selbstverständlich seien, müsse immer wieder das Bewusstsein geweckt werden, dass zur Bewahrung solcher Errungenschaften ständiges Engagement erforderlich sei. Auch gehe es darum, Europa immer wieder begreifbar zu machen. Als Beispiel nannte sie die von der EU veranlasste Abschaffung der Roaminggebühren.

Die Betriebswirtin, beruflich in der Drehteilefabrik ihrer Familie tätig, berichtete über die Teilnahme am Jugendfestival des Europäischen Parlaments in Straßburg (einer „Erfindung“ von Klaus Löffler). Dort habe man erleben können, wie wichtig das Kennenlernen der Sichtweise in anderen EU-Ländern sei.

Dem häufig genannten Kritikpunkt „EU-Regelungswut“ hielt Klaus Löffler entgegen, dass unter der Ägide des Kommissionsvorsitzenden Juncker die Anzahl der EU-Vorschriften deutlich zurückgeführt worden sei. Außerdem gelte es zu unterscheiden, was an Bürokratie durch die EU-Regelungen selbst und was durch die nationale Umsetzung produziert werde.

Am Ende der von Carmen Jäger, Vorsitzende der Jungen Union (JU), moderierten Diskussion zeigte sich CDU-Stadtverbandsvorsitzender Rasmus Reinhardt erfreut, dass durch die Zusammenarbeit mit der JU Teilnehmer verschiedener Altersstufen, vor allem aber auch junge Leute den Weg ins Kutschenhaus gefunden hatten. Er schloss: „Eine rein nationale Sichtweise führt nicht weiter. Es braucht zwingend die europäische Perspektive.“

Europapolitische Veranstaltung der CDU und Jungen Union Rottweil

Bei der europapolitischen Veranstaltung der CDU und der Jungen Union Rottweil (von rechts): Dr. Klaus Löffler, Alexandra Sauter und Diskussionsleiterin Carmen Jäger.